Vom Gesetzestext zum digitalen Berechnungstool
Studierende müssen sich in vielen Fällen mit dem einen Thema auseinandersetzen: Geld.
Die staatliche Studienförderung hakt hier ein, in dem Bestreben eine Hilfestellung zu bieten und Studierende während ihres Studiums unterstützen. Allerdings ist die Frage nach einem etwaigen Anspruch auf Studienbeihilfe und der Höhe dieser staatlichen Förderung gar nicht so einfach zu beantworten. Dazu kommt der Stipendienrechner der Arbeiterkammer Oberösterreich ins Spiel: schon seit Mitte der 2000er Jahre können (angehende) Studierende mit Hilfe dieses Berechnungstools und anhand weniger Klicks herausfinden, ob und in welcher Höhe ein Studienförderungsanspruch besteht.
Im April 2022 hat das Bildungsministerium eine umfassende Reform der Studienförderung mit September 2022 angekündigt (Quelle: APA). Diese Reform sollte nicht nur die Höhe betreffen, sondern auch die komplexe Berechnungslogik im Hintergrund. Die Betreiberin des Stipendienrechners hat sich daher entschieden, die bestehende Applikation nach fast zwei Jahrzehnten neu zu implementieren.
Wir von Studio Mitte freuen uns darüber, dass wir uns in den vergangenen Monaten mit dieser Aufgabenstellung beschäftigen durften, und daraus ein auf den Technologien Laravel sowie Vue.js basierendes Projekt zur Umsetzung bringen konnten.
Teamwork unter Zeitdruck
Wer sich mit der Umsetzung von Software-Projekten beschäftigt weiß, dass der Durchlaufzeitraum für die Konzeption, Umsetzung, Testen und Feedback-Schleifen eines Projekts dieser Größe und Komplexität, durchaus mehere Monate betragen kann. Im konkreten Fall sahen wir uns einer vergleichsweise kurzfristig anberaumten Deadline gegenüber, die nicht nur vom Wunsch der Kundin geprägt, sondern nicht zuletzt aufgrund des Inkrafttretens der Gesetzesreform geboten war. Da der AK Stipendienrechner sowohl auf Webseiten staatlichen Einrichtungen als auch von Hochschulvertretungen in ganz Österreich auf zahlreichen Websites beschrieben und verlinkt ist, war eine zeitgerechte Fertigstellung auch im Interesse dieser Stakeholder.
Eine zusätzliche Herausforderung wae, dass die Kundin selbst – also Expert*innen für Studienförderung und Bildungsberatung der Arbeiterkammer Oberösterreich – zu Projektstart die genauen Spezifikationen der Gesetzesänderungen noch nicht vollumfänglich kannte und sich mit der neuen Berechnungslogik selbst noch nicht gut vertraut machen konnte. Letztenendes diente der Gesetzestext als unsere Spezifikation – mit offenen Fragen konnten wir uns direkt an die österreichische Studienbeihilfenbehörde wenden.
Gemeinsam mit Vertreter*innen des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, die selbst an der Gesetzesnovelle mitgewirkt haben, und einem Team der Studienbeihilfenbehörde Österreich arbeiteten wir intensiv daran, die Paragraphen des Studienförderungsgesetzes in Code-Zeilen zu überführen. Mit Engagement von allen Seiten ist es uns in nur wenigen Wochen gelungen, ein neues Tool zu entwickeln, das nicht nur die korrekte Vorberechnung ermöglicht, sondern auch in Sachen Benutzbarkeit und Benzuter*innenfreundlichkeit deutliche Verbesserungen im Vergleich zur Vorgängerversion bringt.
Testen, testen, testen...
Die zentrale Aufgabe des Stipendienrechners ist es, eine bisweilen komplexe Berechnungslogik möglichst benutzerfreundlich bedienbar zu machen. Die Gewährleistung der korrekten Funktionalität – also der Ergebnisberechnung – ist das A und O. Ohne eine umfangreiche integrierte Teststrategie kann die Korrektheit dieser Berechnungen, inklusive zahlreicher Edge-Cases, nicht verlässlich sichergestellt werden. Darum haben wir uns – neben der Implementierung der Logik sowie der Optimierung der Benutzeroberfläche – schon zu einem frühen Zeitpunkt im Projekt mit diesem Aspekt intensiv auseinandergesetzt. Eine Vielzahl der von uns ausgearbeiteten Testfälle wurde von der Studienbeihilfenbehörde Österreich überprüft und nachberechnet; mit Hilfe dieser Kontrollfälle als Basis, konnten wir Unklarheiten sowie Fehler zeitnah identifizieren und im Rahmen der Entwicklung auch gleich korrigieren.
Während wir die Korrekturen der Logik in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer sowie der Studienbeihilfenbehörde durchgeführt haben, haben wir auch die Testautomatisierung forciert. So ist es uns gelungen eine Umgebung zu schaffen, die vor dem Inkrafttreten einer jeder Codeänderung überprüft, ob Berechnungen weiterhin die korrekten Ergebnisse liefern. Durch diese Maßnahmen stellen wir auch für künftige Anpassungen sicher, dass die korrekte Funktionalität des Stipendienrechners sichergestellt bleibt.
Fazit
Ein digitales Projekt zu realisieren, das sich mit – für österreichische Verhältnisse durchaus beachtlichen – mehreren hunderttausend Zugriffen pro Jahr breiter Akzeptanz erfreut, eine vergleichsweise breite Zielgruppe besitzt und intensiv genutzt wird, war für uns besonders spannend. Es freut uns, dass wir mit unserem technischen Know-How mithelfen können, Studierenden in ganz Österreich und Personen, die darüber nachdenken ein Studium zu beginnen, Auskunft über eine potenzielle finanzielle Förderung zu geben.
Noch mehr Informationen finden Sie auf unserer Projektseite zum Stipendienrechner.
Schlussendlich bedanken wir uns bei der Arbeiterkammer Oberösterreich, dass wir gemeinsam den neuen Stipendienrechner präsentieren dürfen. Abschließend möchten wir deren Präsident zitieren, der den Sinn des Stipendienrechners wie folgt auf den Punkt bringt (Quelle: APA):
Mit unserem Stipendienrechner steigern wir die Bekanntheit der staatlichen Studienförderung, fördern damit einen breiten Zugang zu höherer Bildung für alle und unterstützen junge Menschen und ihre Familien dabei, den eigenen Anspruch auf Studienförderung zu ermitteln.Zitat von: Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer